Architektur macht Schule

Autorin: Dr. Susann Buttolo
180 Teilnehmer_innen bei der Auftaktveranstaltung stimmen sich auf kommende Projekte an zehn Schulen ein

Am Donnerstag dem 13. September 2018 war es wieder soweit und es hieß zum sechsten Mal „Architektur macht Schule“. Um sich gegenseitig kennenzulernen, fanden sich zehn Projektgruppen Sächsischer Schulen im Zentrum für Baukultur im Kulturpalast Dresden ein. Die Auftaktveranstaltung umfasste für rund 180 teilnehmende Schüler_innen sowohl eine Vorstellung des Projektes „Architektur macht Schule“ als auch eine Stadtführung in der Altstadt Dresdens, um sich dem Thema Architektur anzunähern. Dabei fanden sich neben den Schüler_innen ebenso die betreuenden Lehrer_innen und Architekt_innen der jeweiligen Projektgruppen ein.

Die Begrüßung aller Angereisten erfolgte sehr herzlich durch Matthias von Rüdiger, dem Leiter des Zentrums für Baukultur. Ines Senftleben, Regionalmanagerin der LEADER-Region Schönburger Land, welche das Projekt „Architektur macht Schule“ federführend für die LEADER-Regionen betreut, stellte daran anschließend das LEADER-Konzept und dessen Regionen vor. Darauf aufbauend wurde die Intention der Initiative „Architektur macht Schule“ und der Projektablauf durch Susann Buttolo vorgestellt. „Obwohl die Architektur das alltägliche Leben der Menschen prägt, ist sie nach wie vor kein selbstverständlicher Bestandteil des Unterrichts“, betonte Susann Buttolo, Kustodin der Stiftung Sächsischer Architekten. Um das Bewusstsein für Architektur der Schüler _innen zu fördern, stellte der Architekt und Vorsitzende der Kammergruppe Dresden der Architektenkammer Sachsen Benjamin Grill das Berufsbild und dessen unterschiedliche Aufgabenfelder vor.

Im Anschluss daran folgte die Vorstellung der einzelnen Projektgruppen durch die betreuenden Lehrpersonen, Architekt_innen und Stadtplaner_innen. Vier der zehn teilnehmenden Schulen führen das Projekt bereits zum zweiten Mal durch. Darunter auch das Christoph-Graupner-Gymnasium Kirchberg, unter der Leitung des Lehrers Ulf Rapp und dem Architekten Frank Kotzerke, welche sich bereits im vergangenen Jahr mit der Thematik des Schulmobiliars in Bezug auf Sitzmöglichkeiten beschäftigt haben. Dieses Projekt wird weitergeführt und verfolgt das Ziel passende Sitzgelegenheiten für den Schulhof zu entwickeln, welche auch innerhalb der zukünftigen Stadtgestaltung Eingang finden sollen.

Die Architektin Julia Bojaryn und Lehrerin Sabine Semmler stellten das geplante Projekt des Julius-Motteler-Gymnasiums Crimmitschau vor, welches eine Annäherung an das Schocken Kaufhaus der Stadt vorsieht. Die Projektgruppe plant eine Begehung des Gebäudes, welches durch das 100-Jährige Jubiläum des Bauhaus erneut in den Fokus der Stadt rückt. Die 20 teilnehmenden Schüler_innen planen im Verlauf ihres Projektes Überlegungen zu Nutzungskonzepten des Gebäudes, welches von Bernhard Sturtzkopf, einem Mitarbeiter Walter Gropius, entworfen und gebaut wurde, anzustellen. Das 1928 erbaute Kaufhaus war einst Teil des fünftgrößten Warenhauskonzerns Deutschlands, doch seit nun fast 30 Jahren steht das Gebäude leer. Nun versucht die Projektgruppe der Frage nachzugehen, wie das Haus zu neuem Leben erweckt werden könnte.

Bereits im zweiten Jahr beschäftigt sich Holger Dörr mit Schüler_innen der Internationalen Oberschule Meerane mit Fachwerkbau und Lehmbauweise. Dabei soll im aktuellen Schuljahr gezielt am neu entstehenden Lehmbackofen der Schule gearbeitet werden. Um dieses Projekt umzusetzen wird die Projektgruppe vom Lehmbauexperten Marcus Meinhardt unterschützt.

Auch die Pestalozzi-Oberschule in Limbach-Oberfrohna hat sich zum Ziel gesetzt das Schulgelände umzugestalten. Dabei setzen sich die Schüler_innen mit der Geschichte ihrer seit 120 Jahren bestehenden Schule auseinander und versuchen Funktions- und Gestaltungsfragen zu erörtern. Das Projekt wird geleitet durch die Lehrerinnen Carola Suchatzki und Ramona Sonntag und dem Architekten Knut Weber, welcher bereits zum zweiten Mal mit den Schüler_innen der Pestalozzi-Oberschule zusammenarbeitet.

Desweitern unterstützt Knut Weber die Projektgruppe der Heinrich-von-Trebra-Oberschule Marienberg, welche mit 16 Lernenden und dem betreuenden Lehrer Mario Melzer erstmalig am Projekt „Architektur macht Schule“. Dabei sollen die Teilnehmenden für den besonderen Aufbau der Landschaft der Planstadt Marienberg sensibilisiert werden. Die Projektgruppe plant dabei die Untersuchung des zentralsten Punktes ihrer Stadt: dem Marienberger Marktplatz, welcher den Kern des rasterförmigen Stadtgrundrisses bildet. Den Schüler_innen ist in der Vorbereitung des Projekts bereits aufgefallen, dass dieser Platz nicht visuell erfahrbar ist und versuchen Ideen für die Segmentierung der großen unübersichtlichen Fläche zu entwickeln. Das Vorhaben der Projektgruppe sorgt bereits jetzt für großes Interesse bei der Stadt und auch der Bürgermeister freut sich auf spannende Ergebnisse.

Unter der Leitung der Lehrerin Andrea Mahler und der Architektin Mandy Gauser plant die Oberschule Burkhardtsdorf ein Projekt mit 19 Schüler_innen rund um das Lichtspielhaus Scala im Herzen ihrer Stadt. Sowohl die Genese des Kinos, seine Nutzungsgeschichte, als auch die mögliche Neubespielung des Gebäudes werden von der Projektgruppe in den Blick genommen.

Auch die Oberschule Neukirchen beschäftigt sich mit einem leerstehenden Gebäude ihrer Stadt: der Herrenmühle. Mit dem Architekten Andreas Kriege-Steffen und dem Lehrer Jürgen Beyer wollen 15 Schüler_innen neue Ideen zur Nutzung der Mühle entwickeln. Dazu wurde bereits Kontakt zum Eigentümer aufgenommen und eine Erstbegehung der Räumlichkeiten unternommen.

Eine sehr schülernahe Problematik wird an der Oberschule am Steegenwald Lugau mit elf Schüler_innen versucht zu beheben. Die Lernenden der Schule haben zwar die Möglichkeit mit einem Bus den Schul- und Heimweg zu bestreiten, doch gibt es kein „Buswartehäusl“ an der Schulhaltestelle. Schüler_innen warten hier mitunter 30 Minuten auf ihren Bus und das bei Wind und Wetter. Die Lehrerin Susann Popp und der Architekt Wieland Petzoldt unterstützen die Projektgruppe auf der Suche nach der bestmöglichen Gestaltung eines solchen Wartehäuschens.

Die Beseitigung „grauer Flecken“ haben sich die Schüler_innen des Samuel-von-Pufendorf-Gymnasiums in Flöha auf die Fahnen geschrieben. Mithilfe der Lehrerin Lisa Marie Herold und dem Stadtplaner Rico Ulbricht sollen Flächen und Räume der Schule neu gestaltet werden. Ziel dabei ist es Außen- und Innenbereiche der Schule und den Schulweg zu erforschen, um neue Ideen im Kampf gegen die „grauen Flecken“ zu entwickeln.

Die zehnte Schule im Bunde des Projekts ist das Martin-Luther-Gymnasium Frankenberg, welches sich unter der Leitung der Lehrerin Helga Schlegel und dem Architekten Olaf Sporbert mit Möglichkeiten des Wohnens in Vergangenheit und Gegenwart und deren Zusammenhang mit beruflichen und gesellschaftlichen Lebenräumen zu erarbeiten. Dabei sollen die Schüler_innen eigene Entwürfe, die den Bedürfnissen ihrer Generation entsprechen, entwickelt werden.

Die Stadtführer_innen Katrin Krause, Robert Noack und Albrecht Hoch bildeten für alle Teilnehmer_innen einen gelungenen Abschluss der Auftaktveranstaltung in der sächsischen Landeshauptstadt. Die geleiteten Stadtführungen der einzelnen Projektgruppen umfassten Informationen über den Kulturpalast, den Neumarkt und die Brühlsche Terrasse, sodass die Schüler_innen auch einen Einblick in die Dresdner Architektur bekommen konnten.

Alle geplanten Projekte sind so spannend und innovativ angelegt, dass wir uns auf deren Umsetzung und Resultate freuen. Die Erarbeitung der Konzepte erfolgt schulintern. Um einen Überblick über die Ergebnisse zu erlangen, treffen sich die Projektgruppen am 13.06.2019 in der Alten Baumwolle Flöha wieder. Bis dahin wünschen wir allen Schüler_innen und Betreuer_innen eine erfolgreiche Forschung in ihren eigenen kleinen Kreativlaboren.

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