Junge Familie saniert alten Bauernhof vom Großvater

Familie Tragsdorf wohnte, bevor sie mit ihrem Sohn im März 2018 ihr neues Domizil in Falken beziehen konnte, in Glauchau. Das Bauerngehöft befindet sich in einer exponierten Lage im Dorf. Es wurde im 19. Jahrhundert errichtet und besitzt den Status eines Kulturdenkmals. Aus gesundheitlichen Gründen konnten der Großvater und seine Frau den Hof selbst nicht mehr Betreiben. Frau Tragsdorf hat als Enkelin das Gehöft von ihrem Großvater übernommen.

Um das Gehöft wieder in einen modernen bzw. zeitgemäßen Zustand zu versetzen, waren umfangreiche Sanierungsarbeiten erforderlich. Aber vorweg: Die Arbeiten am Gebäude wurden in einer geradezu rekordverdächtigen Zeit durch Handwerker und dem Enthusiasmus der Familie realisiert.

Umbau eines alten Gehöftes zu Wohnzwecken

Umbau eines alten Gehöftes für eine junge Familie zu Wohnzwecken

Mussten Sie lange überlegen, um in den Bauernhof ihres Großvaters einziehen?

Eigentlich nicht. Das Interesse war schon immer da, hier einmal selbst einzuziehen und den Hof für uns auszubauen. Wir haben erkannt, dass aus diesem Objekt eine Menge Neues entstehen kann, was das Wohnen für eine Familie lebenswert macht. Mein Großvater hat anfänglich gar nicht damit gerechnet, dass wir hier einziehen. Er war auch ein wenig stolz, dass wir diesen Schritt wagten, denn die Bausubstanz war nach 200 Jahren hier und da doch etwas in Mitleidenschaft gezogen. Und ehrlich: Anfänglich waren wir schon skeptisch, was den gesamten Umbau anbelangte.

Was wurde alles saniert?

Es wurde bzw. musste alles entkernt werden, den die angetroffene Bausubstanz erforderte es. Zwar konnten fast alle Balken erhalten werden, dennoch mussten zum Beispiel alle Balken im Dach aus statischen Gründen „aufgedoppelt“  werden. Das Dach wurde neu gedeckt, die Giebel neu geschiefert. Dazu neuer Schornstein und neue Heizungsanlage. Das gleiche galt auch für die Deckenbalken. Der Außen- als auch der Innenputz wurde komplett entfernt und dann neu aufgeputzt. Die Decken wurden mit Sand als Dämmmaterial aufgefüllt. Holzständerwände wurden in den Innenräumen vor das alte Fachwerk gebaut und davor wurden OSB-Platten verbaut. Die Leerräume zwischen alter Fachwerkaußenhülle und den Holzständerwänden wurde mit einer Art Holzwolledämmung befüllt. Danach schlossen sich umfangreiche Trockenbauarbeiten an. Am Ende wurden alle Wände mit Strukturputz abgeputzt.

Sanierung des Dachstuhls

Haben Sie sich anfänglich fachlichen Rat eingeholt um einzuschätzen, was alles auf Sie zukommen wird?

Zu Beginn des Vorhabens waren wir sicherlich etwas blauäugig. Befreundete Handwerkern haben sich das Gebäude später angesehen und konnten wesentlich besser einschätzen, was da auf uns zukommt. Innovative Ideen, wie Solaranlagen auf dem Dach zu installieren, ging leider nicht. Das Gebäude steht ja unter Denkmalschutz.

Wie lange hat die Bauphase denn gedauert?

Die Entkernung des Hauses und die Vorbereitungen zur Renovierung wurden im Jahr 2016 durchgeführt. Ab Mai 2016 beschäftigten wir uns mit dem Thema „LEADER-Förderung“ und Ende des Jahres 2016 nach dem Prüfen der Baukosten etc. haben wir dann den Antrag gestellt. Der Koordinierungskreis der Region Schönburger Land hatte im März 2017 unseren Antrag auf Förderung genehmigt und dann ging alles schnell. Die Handwerker arbeiteten wirklich zügig und so kam es, dass wir am 24.März 2018 einziehen konnten.

Wer hat Sie fachlich in der Bauphase begleitet?

Das hat Herr Donner vom Ingenieurbüro Bau Burgstädt gemacht. Er hat uns übrigens ebenso schon bei der Antragsstellung zur Seite gestanden und während der Bauphase fachlich begleitet. Vielleicht war es auch ein Glücksfall für uns, das die hier tätigen Handwerksfirmen sich seit Jahren kannten und zusammenarbeiteten. Ein eingespieltes Team sozusagen, die hier in einem enormen Tempo agierten.
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Stichwort Fördermöglichkeiten: Wie haben Sie davon erfahren?

Im Jahr 2016 hatten wir schon Kostenvoranschläge eingeholt. Wir wussten schon im Vorfeld, dass es über das damalige ILE-Programm Fördermöglichkeiten in der Region gab. Die Information zum jetzigen LEADER-Programm haben wir im Amtsblatt gelesen und da stand das mit der Förderung der privaten Wohneigentumsbildung drin und wo wir unseren Antrag einreichen können. Das war ja genau das, was auf uns zutraf.

Umbau eines alten Gehöftes zu Wohnzwecken

Moderner Treppenaufgang mit freigelegten alten Deckenbalken

Die Antragsstellung ist ja doch nicht so einfach, wie wir mehrfach hörten. Wie schätzen Sie es im Nachgang ein?

Die Zusammenarbeit mit der Bewilligungsbehörde war hervorragend. Aber ohne fachkundige Planer, Handwerker wäre vieles nicht so einfach gegangen. Ebenso kann man das vom Regionalmanagement sagen, die uns ebenfalls unterstützt haben. Ohne diese Beratung, wäre als Antragsteller vieles alleine nur schwer leistbar.

Was macht für Sie das Leben auf dem Land bzw. im Dorf aus? Sie kennen ja auch das Leben in der Stadt und haben Vergleichsmöglichkeiten.

Es ist die Ruhe. Ein eigenes Grundstück zu besitzen, wo wir rausgehen können und im Grünen sind. Auch für unseren Sohn ist es eine Bereicherung. Er kann z.B. auf bzw. zwischen den vielen Obstgehölzen spielen. Wir haben eine große Streuobstwiese hinter dem Nachbargebäude.

Was wir ebenso schätzen, ist die nachbarschaftliche Nähe untereinander im Dorf. Klar, einen gewissen Bonus hatten wir durch unseren Großvater, denn alle Nachbarn schätzen ihn. Somit sind die Beziehungen schon gut entwickelt. Unsere Nachbarn sind auch froh, dass ein Gehöft wieder belebt wird und somit nicht verfällt.

Was steht für Sie zukünftig noch an Arbeiten an ihrem schönen Anwesen an?

Die Scheune und die Außenanlagen müssen jetzt noch hergestellt werden. Die Scheune stellt sicherlich nochmals eine bauliche Herausforderung dar.

Thema Baukosten: Wie genau wurden diese eingeschätzt und eingehalten?

Anfänglich hatten wir und unser Team sogar die Baukosten schon gut eingeschätzt, aber dann kamen doch während des Bauens unerwartete Probleme zu Tage, die wir anfänglich nicht bedenken konnten. Hier ist die notwendige und aufwendige Trockenlegung im rückwärtigen Mauerwerk des Wohnhauses zu erwähnen. Aber es blieb finanziell alles doch noch im Rahmen.

Wie heißt es so schön und richtig: Man baut ja für die Ewigkeit und da sollte bei so einem komplexen Vorhaben alles richtig gemacht werden.

Anschließend konnten wir noch die schöne Obstwiese bewundern und mit dem Sohn Fußball spielen. Nach kurzweiligen Minuten und einem spannenden Interview konnten wir der Familie Tragsdorf Danke sagen für das angenehme Gespräch und ihnen gutes Gelingen für ihr weiteres Engagement wünschen.

Die Fotos während der Bauphase wurden von Familie Tragsdorf erstellt und uns zur Verfügung gestellt. Sie dokumentieren welche Anstrengungen es bedurfte, das Gehöft im neuen Glanz erstrahlen zu lassen.
Vielen Dank dafür.
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