Autor: René Fleischer
Das Weihnachtsfest steht wieder vor der Tür. Die Christenheit feiert die Menschwerdung Gottes, das Wunder von Bethlehem. Gottes Sohn kam als kleines hilfloses Kind unter erbärmlichen Verhältnissen und unter den Ärmsten der Armen auf diese Welt. Hirten, sonst von den Mitmenschen ausgestoßen und gemieden, waren die ersten, denen die frohe Botschaft offenbart wurde.
Schon seit vielen Jahrhunderten werden zu diesem Anlass am Heiligen Abend des Weihnachtsfestes oder am Weihnachtstag selbst die Ereignisse in Szene gesetzt. Wikipedia lehrt uns, dass es wohl Franz von Assisi war, der 1223 mit lebenden Tieren und Menschen das erste Krippenspiel inszenierte. Laiendarsteller, meist auch Kinder, bringen so den Menschen die Weihnachtsgeschichte nahe. Viele Leser werden sich selbst an die Krippenspiele ihrer Jugend erinnern. Ich selbst habe seit Mitte der 70er Jahre als Christenlehrekind aktiv mitgewirkt, später als Erwachsener ebenfalls noch viele Male. Es war immer eine ganz besondere Begegnung mit Weihnachten.
Die Langenchursdorfer Kirche nach 17697 – hier führte Gabriel Köppel 1782 das erste überlieferte Hirtenspiel auf
In Langenchursdorf werden sich viele noch an die legendären Krippenspiele unter der Regie von Ingrid Schröter in den 70er und 80er Jahren erinnern. Die eigentliche Handlung um Maria, Josef und das Jesuskind war meist eingebettet in eine moderne Rahmenhandlung, die oft unser alltägliches Abdriften vom eigentlichen Inhalt zum Thema hatte. Jeder, der wollte, konnte mitspielen. Ich erinnere mich, dass extra Rollen geschaffen wurden, um alle am Krippenspiel teilhaben zu lassen, und wenn es auch nur eine stumme Rolle als Wachsoldat im kaiserlichen Palast war. Es war für alle eine herzliche Einladung zur ganz persönlichen Begegnung mit Jesus.
Doch seit wann spielen Menschen in unseren Kirchen die Weihnachtsgeschichte nach? Es gibt nur wenige Aufzeichnungen und der Zufall verschafft uns ein nur unvollständiges Bild.
Soweit es uns die Quellen übermitteln, ging man in Langenchursdorf erst im Jahre 1915 dazu über, am Heiligen Abend eine Christvesper zu feiern. Vorher fanden die Gottesdienste ausschließlich am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag statt. Dabei kamen, der Bedeutung und der Besonderheit des Weihnachtsfestes Rechnung tragend, oft Motetten zum Vortrag. Folgt man den kirchlichen Nachrichten des Schönburger Tageblatts von 24.12.1915, war Langenchursdorf die einzige Kirche im Verbreitungsgebiet der Zeitung, wo an diesem Tag überhaupt eine Christvesper gefeiert wurde. Am 1. Weihnachtsfeiertag folgte dann eine „Weihnachtsaufführung“ des evangelischen Jünglings- und Jungfrauenvereins im Gasthof „Erbgericht“. Dabei wurde unter anderem ein Hirten- und Krippenspiel dargeboten. Am 24.12.1919 kam dann erstmals dieses Spiel in der Langenchursdorfer Kirche zur Aufführung. Es handelte sich dabei um ein musikalisches Werk von einem gewissen M. Harnisch mit Texten von K. F. Martin.
Leider liegt uns kein Exemplar dieses Werkes vor. Als Darsteller wirkten die Konfirmanden und jungen Erwachsenen. Man kann davon ausgehen, dass mindestens seit dieser Zeit, also seit über 100 Jahren, Krippenspiele in der Langenchursdorfer Kirche aufgeführt werden.
Zumindest sporadisch sind aber derartige Aufführungen seit sehr viel früherer Zeit durchgeführt worden. Ein Zufallsfund brachte uns die Erkenntnis, dass bereits im Jahre 1782 der Katechet (Gehilfe des hiesigen Diakons, Kinderlehrer und Organist) Gabriel Köppel beim Verleger Johann Gottlob Immanuel Breitkopf in Leipzig ein Exemplar des Stückes „Die Hirten bey der Krippe zu Bethlehem“ mit Texten des Hallenser Professors Karl Wilhelm Ramler bestellte. Dieses Stück dürfte dann am 25. Dezember 1782 und sicher auch noch in einigen darauffolgenden Jahren in der Langenchursdorfer Kirche zur Aufführung gekommen sein.
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