Täter und Opfer zugleich?

Der Fall des Johann Gottlieb Kutschke und die letzte Hinrichtung in Lichtenstein
Spektakuläre Kriminalfälle erschüttern bis heute immer wieder die Öffentlichkeit, schüren die Angst vor dem Verbrechen und wirken zugleich irgendwie faszinierend auf den Betrachter. Ein solch aufsehenerregendes Verbrechen geschah am 15. Januar 1858 in der damals noch selbstständigen Stadt Callnberg bei Lichtenstein. Es handelt sich um den grausamen und kaltblütig geplanten Doppelraubmord an dem 68jährigen Fleischermeister Johann Friedrich Günther und dessen 76 Jahre alter Ehefrau Johanne Christiane Caroline, geb. Planitzer. Der Täter, der Weber Johann Gottlob Kutschke wurde 1859 im „Amtshof auf dem Schloß“ hingerichtet – ein Ereignis, das als die letzte Hinrichtung in Lichtenstein in die Geschichte eingehen sollte und die Lichtensteiner Chronisten immer wieder beschäftigt. Publiziert wurden die Ereignisse bereits 1859, 1901, 1929 sowie 1990er Jahren. Alle Veröffentlichungen basieren jeweils aufeinander und haben als gemeinsame Grundlage die aufgeführten Archivalien, welche für die aktuelle Darlegung erneut durchgesehen wurden. Damit ist auch das Ziel der vorliegenden Dokumentation beschrieben, den in Lichtenstein auch in der Gegenwart allgemein bekannten Kriminalfall umfänglich auf Basis der vorhandenen Quellen zu dokumentieren.

Q.: Eberhard`s Allgemeiner Polizei-Anzeiger Nr. 13 v. 17.08.1858, Bd. XLVII, S. 57

Kutschke wurde am 22.08.1831 als Sohn des Leinewebers Johann Gottlob Kutschke (sen.) und dessen Frau Johanne Christiane geb. Kittel geboren. Insgesamt hatte die Familie 3 Töchter und 4 Söhne. „Der Vater trank, und fast täglich war Zank zwischen den Eltern. Geflucht wurde viel, gebetet mit keinen Morgensegen, keinen Abendsegen, nicht einmal ein Tischgebet gab es im Hause. Dazu fehlte es an der rechten Ordnung im elterlichen Hause.“ Der Vater, bei dem er als Leineweber arbeitete, beging Selbstmord durch Erhängen, als Kutschke 16 Jahre alt war. Von nun an musste er selbständig als Leineweber und als Bleichknecht sein Brot verdienen. Aber auch als „Brauersbursche“ war er tätig. „Als solcher hatte er sich das Schnapstrinken angewöhnt.“  Vom 01.01.1852 bis zum 04.08.1856 diente er als Soldat der Infanterie beim 4. Bataillon Brigade Kronprinz in Dresden, wurde aber als unwürdig „ausgestoßen“, denn „[…] er gehörte zu den schlechtesten Soldaten seiner Companie, […] hatte stets einen Hang zum Trunke, zum Vagabundieren […] gezeigt, […] war phlegmatisch, träge, faul und nachlässig sowie liederlich und schmutzig in seinem Anzuge.“  Verheiratet war er nicht. Darüber hinaus hatte er sich bereits vielfältige Vergehen zu Schulden kommen lassen, darunter Schlägereien, „Widersetzung gegen die öffentliche Autorität“, Hausfriedensbruch, Diebstahl, Betrug, Unterschlagung, Trunkenheit. Ein Bildnis hat sich von Kutschke leider nicht erhalten, aber die ausführliche „steckbriefliche Beschreibung“, das „Signalement“. Wie Kutschke bei Ankunft in Callnberg aussah, wurde in einer späteren Zeugenbefragung festgehalten: „[…] er zeige ein anständiges, einnehmendes Benehmen, sei 75 Zoll ohngefähr lang, habe schwache Natur, lange spitze Nase, blaße Gesichtsfarbe, ganz kurz ……weiterlesen>>>


Alles Weitere finden Sie im beiliegenden Pdf-Dokument (24 Seiten, 5,4 MB), wo u.a. die Quellenhinweise angegeben sind.


Der Autor ist verpflichtet für das Lektorat und insbesondere umfangreiche Unterstützung bei Transkriptionen Frau  Dr. Alexandra Thümmler, Waldenburg sowie Eberhard Lau, Waldenburg zu großem Dank.

Steckbrief vom 17.01.1858
Q.: Eberhard`s Allgemeiner Polizei-Anzeiger v. 17.01.1858, Bd. XLVI, Nr. 5, S. 29

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