Die Neueröffnung des „Alten Rathauses“ als moderne Tagespflege-Einrichtung am 01.08.2018 ließen sich die Callenberger nicht nehmen und erschienen zahlreich zur Besichtigung. Neugierig darauf, was aus dem lange leerstehenden Gebäude geworden ist, zeigten sich Jung wie Alt sehr angetan vom frisch sanierten Haus und seinen modernen Räumlichkeiten und sparten nicht an berechtigtem Lob. Das Interieur der Räume wirkt überall freundlich und einladend. Des Weiteren wurde in dem Gebäude noch eine Mietwohnung eingebaut. Erfreulich ist, dass mit diesem realisierten Bauvorhaben das Rathaus in seiner ortsbildprägenden Funktion wieder hergestellt wurde.
Das ehemalige Rathaus von Callenberg stand schon seit mehr als 10 Jahren zum Verkauf. Stefan Molch aus Callenberg kam 2017 die Idee, das Gebäude für eine betreute Wohnnutzung wieder zu öffnen und damit zum neuen Leben zu erwecken. Für das denkmalgeschützte Haus musste zunächst ein Konzept entwickelt und dann ein Betreiber gesucht werden. Einen Partner hat er mit dem Pflegedienst Bürger gefunden. Im Erdgeschoss kümmert sich nun ein Team um die Patienten. Das Obergeschoss besitzt Büro- und Personalräume. Das Unternehmen, das ansonsten in Oberlungwitz tätig ist, besitzt nun eine Zweigstelle mit 4-5 Mitarbeiterinnen in Callenberg.
Das Regionalmanagement hatte die Gelegenheit Herrn Molch, der ehrenamtlich im Vorstand der SG Callenberg tätig ist, an diesem Tag zu interviewen.
Herr Molch, ein Altes Rathaus als Tagespflegediensteinrichtung umzubauen. Wie kamen Sie auf die Idee?
Seit fünf Jahren interessiere mich auch für Immobilien und habe mich einmal nach Objekten umgehört. Dabei strahlte das Rathaus in Callenberg schon immer eine gewisse Attraktivität für mich aus. Ich bin dann zum Bürgermeister Herrn Röthig gegangen und er meinte: „Du kannst ja die alte Gemeinde (Altes Rathaus) kaufen.“ Daraufhin habe ich sie mir schon etwas detaillierter angesehen. Von Herrn Wetzel, der in unmittelbarer Nähe sein Restaurant besitzt habe ich damals erfahren, dass ein Pflegedienst neue Räumlichkeiten sucht. Das war der Pflegedienst Bürger aus Oberlungwitz zu deren Leiterin, Frau Bürger, ich dann Kontakt aufnahm. Beim ersten Treffen vor Ort stellten wir fest, dass dieses Gebäude besonders wegen des schönen Ambientes ein hohes Potenzial für eine Tagespflegeeinrichtung besitzt. Wir haben nicht lange gezögert und im Januar 2018 begonnen, das Gebäude zu sanieren.
Angedacht war ja ebenso Arbeitsplätze zu schaffen? Ist Ihnen das gelungen?
Ja, allein für die Tagespflegediensteinrichtung sind 4-5 Mitarbeiter hier in Callenberg beschäftigt.
Konnte dafür auch Personal aus Callenberg gewonnen werden?
Aus den Nachbargemeinden Hohenstein-Ernstthal und aus Waldenburg kommen 2 Personen. Alles Gemeinden bei uns in der unmittelbaren Nähe.
Die Nutzungsänderung von einem Rathaus, das mit normalen Verwaltungsräumen ausgestattet war, hin zu einer Tagespflegeeinrichtung, war das nicht eine besondere bauliche Herausforderung?
Es war eine Herausforderung gerade in Bezug zum Thema des Brandschutzes sowie der barrierefreie Ausbau spielte eine entscheidende Rolle. Aber ich hatte hier einen sehr guten Planer, der uns unterstützte. Dieser ist u.a. Vorstandsvorsitzender vom Elternverein der Lebenshilfe Hohenstein-Ernsthal. (Bauplaner Ulrich Schütz ). Aber auch der Denkmalschutz hatte das Ziel, dass man etwas umsetzt, das nutzbar ist. Dabei sollte es wirtschaftlich tragfähig sein und gleichzeitig Denkmalaspekte berücksichtigen. Es galt z.B. bei der Außenfassade wieder den Farbton und den Stil herzustellen. Viele der Komponenten waren ja schon existent und wir haben diese dann in ein sehr gutes Gesamtbild überführt.
Wie sehen Sie diese Form der Nutzungskonzepte bzw. Änderungen? Ist das eine übertragbare Idee für andere Immobilien in der Region?
Natürlich gibt es übertragbare Ansätze. Ich finde z.B. leerstehende Supermärkte und andere schicke Denkmalgeschütze Gebäude sind total interessant, um auch in anderen Ortschaften etwas Neues entstehen zu lassen. Hier ist obendrein schon einmal der barrierefreie Zugang gegeben. Also ich würde schon den Tipp geben, dass derjenige, der risikobereit ist, um auch etwas für die Zukunft zu schaffen, das machen sollte. Wir sind nun mal eine immer älter werdende Gesellschaft. Der Aspekt der Barrierefreiheit wird damit immer wichtiger. Für mich hat das einen hohen Stellenwert. Aber wie gesagt, man muss schon etwas risikobereit sein.
Sie tragen ja mit so einer Sanierung und der Einrichtung ebenso perspektivisch zur Stabilisierung in Ihrem Ort bei. Eine persönliche Frage. Macht das nicht ein wenig Stolz?
Mich macht es sehr stolz, denn ich betrachte das Haus so, als ob ich selbst darin wohnen würde. Ich bin jemand, der ortsbezogen ist und möchte hier nicht wegziehen wollen. Seit dem 15 Lebensjahr wohne ich in Callenberg, lebe auf einen Vierseitenhof und vertrete den Standpunkt, dass man selbst etwas zum Wohl der Gemeinde beitragen kann.
In der Nachbarschaft zum Rathaus gibt es einen Kindergarten und es ist jetzt schon geplant, dass dieser hier im Alten Rathaus eigene Auftritte und Aufführungen gibt. Hier entsteht doch der direkte Austausch von den jungen und alten Menschen, sprich, Generation begegnen sich. Das ist wunderbar.
Insgesamt war vielleicht das Vorhaben am Anfang ein Wagnis. Würden Sie das Bauvorhaben nochmals starten?
Erst einmal nicht, denn ich würde mein eigenes Haus zuerst herrichten wollten. Das habe ich meiner Frau versprochen.
Zum Abschluss: Hätten Sie dieses Projekt ohne LEADER-Mittel realisieren können?
Also ohne die finanzielle Unterstützung wäre das Projekt sicherlich nicht zustande gekommen. Die Gesamtkosten hatte ich am Anfang schon im Blick, aber wie so oft, kommen dann noch ca. 10-15% für etwas Unvorhersehbares hinzu und dann scheitert ein Vorhaben. Bei so einem Projekt muss man die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten. Ich freue mich natürlich, dass damals das LEADER Gremium meinem Förderantrag zugestimmt hat und wir das Alte Rathaus für Callenberg wieder sanieren konnten.
Unser Dank geht an Herrn Molch, der an diesem Eröffnungstag ein vielgefragter Mann war und sich die Zeit für dieses Interview nahm. Wir wünschen ihm und dem Pflegedienst Bürger für Ihre weitere Zukunft, viele Patienten, die sich bei ihnen wohlfühlen werden. Und nicht zuletzt: Weitere gute Ideen.