–Katholisch in Lehre, Leben und Zeremonien–
Im Jahr 1533 besuchten mehrere kurfürstlich-sächsische Pfarrer und Gelehrte die Kirche Oberwinkel. Ihr Urteil über die geistlichen Zustände war vernichtend und bindend, denn seit 1495 waren die ernestinischen Kurfürsten von Sachsen auch Vögte des Klosters Remse, zu dem die Pfarrei, das Dorf und die Mühle Oberwinkel (heute Glänzelmühle) gehörten. Vorausgegangen war ein langjähriger Streit mit den Herren von Schönburg, die letztlich auf ihre Vogtei über Remse im Tausch gegen mehrere Dörfer verzichteten. Während der sächsische Kurfürst Friedrich III., genannt der Weise, als erster Schutzherr Martin Luthers galt, waren die Herren Wolf und Ernst II. von Schönburg vehemente Gegner Luthers und der Reformation. Der Propst des Klosters Remse schrieb noch 1528 an den sächsischen Kurfürsten, er traue sich nicht, einen evangelischen Prediger im Kloster anzustellen, dieser wäre wedder leibs noch lebens sicher vor denen von Schonburgk.
In der Pfarrei Oberwinkel gestalteten sich daher die Glaubensdinge noch 1533 recht katholisch. Der mit der Begutachtung beauftragte Gelehrte und Altenburger Pfarrer Georg Spalatin sowie seine Mitstreiter vermerkten am 29. November des Jahres, dass der Pfarrer Peter Weißhans aus Waldenburg ein Papstanhänger sei. Sowohl seine Lehre, sein Lebenswandel, wie auch seine bei der Messe ausgeführten Zeremonien seien papistisch also katholisch. In den Augen der Visitatoren hat der Oberwinkler Pfarrer nichts getocht. Da er sich aber angeboten habe, sich zu bessern, durfte er bleiben.
Zwischenzeitlich sollte der neue evangelische Prediger aus Remse, Sebastian Onrein, nun auch in Oberwinkel predigen, bis der altgläubige Pfarrer neue Bücher angeschafft und sich entsprechend den evangelischen Gepflogenheiten angepasst hätte.
Eine Sache sollte Pfarrer Weißhans jedoch innerhalb einer Woche ändern: Seine Köchin, mit der er seit Jahren zusammenlebte und mit der er mehrere Kinder gezeugt hatte, sollte er innerhalb von acht Tagen heiraten. Falls diese ihn nicht heiraten wollte, der Pfarrer sich aber nicht enthalten könnte, sollte er eine andere Frau ehelichen. Hier wird deutlich, was papistisch an lehr, leben und ceremonien bedeutete.
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Sowie einen wissenschaftlichen Beitrag (PDF-Dokument, 6,7 MB) von Thomas Lang unter dem Titel:
Marintinische Prediger im Roten Stock“ – Die Visitation und Reformation des Klosters Remse im Jahr 1533 >>>
Autor: Thomas Lang, M.A. (Leucorea, Wittenberg)
Karte unten, bearbeitet von Thomas Lang.
Sächsisch-thüringische Territorien um 1500″ von Siegfried Hoyer und Andreas Kowanda, in: Czok, Karl (Hg.): Geschichte Sachsens, im Auftr. d. Histor. Komm. d. Sächs. Akad. d. Wiss. zu Leipzig, Weimar 1989, S. 178, Abb.5