-Stammt der bayerische Bierkrug aus Waldenburg? – Waldenburger Steinzeug an den Fürstenhöfen des 16. Jahrhunderts-
Ein Beitrag von Thomas Lang und Alexandra Thümmler, Geschichtsverein Waldenburg e. V.-
Das Waldenburger Steinzeug wurde seit dem Mittelalter in weiten Teilen Europas gehandelt. Archäologische Funde gibt es u. a. in Skandinavien und im Baltikum sowie in Österreich und Ungarn. In der Bergchronik von Petrus Albinus ist sogar zu lesen, dass man es bis in die großen Hafenstädte Anwerpen und Venedig handelte. Eine Salzglasur und ein vollständiger Sinterbrand sorgten für besondere Bruchfestigkeit und Haltbarkeit. Daher erfreuten sich die Waren aus Waldenburg auch an den Sächsischen Fürstenhöfen großer Beliebtheit. Bereits 1505 erscheinen im Altenburger Schlossinventar 240 (4 Schock) waldenburgs kreuse also Waldenburger Krüge oder Schalen.Auch für den Neubau des Zwickauer Schlosses wurden 1508 Waldenburger Krüge angeschafft,und in einem Küchenbuch des Haupthoflagers des Kurfürsten Friedrich des III. von Sachsen, genannt der Weise, sind unter dem vom 17. Mai 1517 weitere 60 waldenburgische Krüge mit Zinndeckel verzeichnet.Sehr frühe Krüge dieser Art können auf das Ende des 15. Jahrhunderts datiert werden und verbreiteten sich nach und nach.Im 16. Jahrhundert wurden sie u. a. in Waldenburg sowie im Rheinland, z. B. in Siegburg und Köln produziert.
Ob und auf welchem Wege die Waldenburger Bierkrüge zur damaligen Zeit auch in Franken und Bayern Verbreitung fanden, bedarf jedoch noch weiterer Untersuchungen. Archäologische Funde, u. a. aus Nürnberg, Passau, Regensburg und Augsburg belegen bislang nur die Verwendung von Waldenburger Trichterhals-, Gesichts- und Igelgefässen des 15. und 16. Jahrhunderts.
Über den Dresdener Hof gelangten die Waldenburger Bierkrüge aber definitiv auch an den bayerischen Hof in München. Im Juni 1576 schrieb die sächsische Kurfürstin Anna an die Kurfürstin Anna von Bayern: „Euer Liebden schicke ich meinem bisher gehaltenen Gebrauch nach abermals etzliche Waldenburgische Gefeeß, darunter auch etzliche steinerne Krüge mit Zyn beschlagen, daraus man hier zu Lande [zur] Sommerzeit pfleget das Bier zu trinken. Denn weil Euer Liebden geliebter Herr und Gemahl itzo auch bißweilen Bier trincket und das Bier fein frisch bleibet, habe ich gedacht, sie werden Seiner Liebden nicht unangenehm sein.“Damit sind die im Brief genannten Bierkrüge mit Zinndeckel möglicherweise die frühesten in Bayern. Im 17. Jahrhundert finden wir Krüge dieser Art dann schon sehr verbreitet – sie wurden u. a. im oberfränkischen Creußen hergestellt. Die bayerische Bierkrugforschung sollte die Verwendung und Verbreitung von (Waldenburger) Bierkrügen im 16. und 17. Jahrhundert, ihren möglichen Einfluss auf das Creußener Steinzeug sowie die Rolle des Münchener Hofes daher dringend prüfen, um diese Forschungslücke zu schließen. Möglichicherweise können Handelsverzeichnissen der Frühen Neuzeit dabei weiterhelfen.
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