Thementag „Scheune, Stall & Co.“ – Nachlese

Zur Veranstaltung am 01.09.2023 kamen rund 80 Teilnehmer aus ganz Sachsen in den Lindenhof nach Niederfrohna. Das zeigt, wie groß das Interesse an diesem Thema ist.

Holger Quellmalz, Bürgermeister von Oberwiera und Vorstand des Vereins Region Schönburger Land e. V. begrüßte die Gäste. Mit seiner Bemerkung, dass der Stall schon vor mehr als 2.000 Jahren eine Umnutzung als Geburtenstation erfahren hat, läutete er den Thementag ein. Jens Hinkelmann, Bürgermeister von Niederfrohna und Hausherr lud im Anschluss zu einem Rundgang durch das Dorf ein, das in vielen Bereichen bereits eine zukunftsorientierte Transformation erfahren hat.


Scheunen und Stallgebäude, die einst das Rückgrat der ländlichen Wirtschaft bildeten, haben in vielen Regionen ihre ursprüngliche Funktion verloren und warten auf eine sinnvolle Nachnutzung. Die Bandbreite der Möglichkeiten zur städtebaulichen Integration und Umnutzung wurde in zahlreichen Vorträgen lebhaft diskutiert. Zum Einstieg in den Thementag setzte Juliane Naumann vom Zentrum für Baukultur Sachsen den Rahmen mit baukulturellen Qualitätskriterien, welche die Identität des ländlichen Raumes und die Identifizierung der Bewohner mit ihrem Dorf ausmachen. Aus Sicht des Denkmalschutzes stellte Thomas Noky vom Landesamt für Denkmalpflege vor, was an Denkmälern im ländlichen Raum schützenswert ist. Er betonte dabei, dass die Nachnutzung von Wirtschaftsgebäuden stets einer sorgfältigen Abwägung bedürfen, da die Vorstellungen der Eigentümer und die historischen Gebäude nicht immer harmonisch zueinander passen.

Hemmnisse für Eigentümer können sich ebenso aus den baurechtlichen Rahmenbedingungen ergeben. Hier erläuterte Erik Wagner, Referatsleiter Bauantragsbearbeitung, Abteilung Verkehr u. Bauen, Landkreis Mittelsachsen wie die Weiterentwicklung beispielsweise einer Hofanlage im Außenbereich dennoch gelingen kann. Wesentliche Erkenntnis ist hier, die Bausubstanz im Kontext ihrer historischen Entstehung und baulichen Struktur zu betrachten. Dazu hat der Landkreis Mittelsachsen eine Bau- und Grünfibel erarbeitet, deren zentrales Anliegen die Formulierung von Planungs- und Beurteilungshilfen für die künftige Dorfentwicklung ist.


Hervorzuheben ist die Initiative „Scheune sucht Freund“ der Kleinstadt Niedernhall in Baden-Württemberg. Hier konnten durch die Erarbeitung verschiedener Nutzungsalternativen durch Architekten und die Bündelung von Fördermitteln für interessierte Nutzer und Vorhabenträger wertvolle Fortschritte erzielt werden. Viele Scheunengebäude konnten so wieder instandgesetzt werden. Architekt Erhard Demuth präsentierte dieses wegweisende Projekt, begleitet von einer Wanderausstellung mit erfolgreich umgesetzten Projekten. Es war beeindruckend.

Prämierte Umnutzungsbeispiele aus Sachsen, vorgestellt von Ines Pöschmann-Panzer, Architektin und Juryvorsitzende Staatspreis „Ländliches Bauen“ zeigten einmal mehr, dass mit entsprechenden planerischem Sachverstand wunderbare Nachnutzungen von Gebäuden realisiert werden können und auch behutsam integrierte Neubauten qualitätsvoll umgesetzt werden können.


In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde mit den Referenten unter Einbeziehung von Mathias Engelmann, als Eigentümer eines denkmalgeschützten Dreiseithofes der Spannungsbogen aufgezeigt, welcher einerseits großes Potenzial im Erhalt und einer nachhaltigen Nachnutzung sieht, andererseits aber deutlich macht, dass man als Eigentümer schon einen großen Enthusiasmus und Ausdauer mitbringen muss, um sein Projekt zur Umsetzung zu bringen.


Am Nachmittag gab es dann den ganz praktischen Erfahrungsaustausch mit verschiedenen Eigentümern. Robby Hammer vom Heilpädagogisch-Künstlerisches Therapeutikum Chemnitz e. V. stellte den Luisenhof in Langenchursdorf vor.

Andreas Taesler, Vorstandsvorsitzender Freundeskreis Zinzendorf-Schloss Berthelsdorf e. V. berichtete, wie die Umnutzung des historischen Speicher- und Stallgebäudes des Zinzendorfschlosses in Berthelsdorf zum Kulturspeicher gelungen ist, einem Veranstaltungsort mit inzwischen überregionaler Ausstrahlung. Allerdings berichtete er auch über Probleme in der Nachwuchsgewinnung für den Förderverein.

Mathias Engelmann, berichtete über sein Anliegen, seinen Dreiseithof in Großharthau in seiner ursprünglichen Form und Nutzung wieder herzustellen zu wollen. Er verfolgte damit einen sehr idealistischen und individuell geprägten Ansatz mit viel Liebe zum Detail. Den Denkmalschützer dürfte es freuen.

Schließlich vermittelte Kay Arnswald, ein erfahrener Zimmermann und Holzsachverständiger aus Wilsdruff, wie die Bergung von historischen Baumaterial gelingt und wie man diese wiedereinsetzen kann.

Insgesamt wurde auf dieser Veranstaltung deutlich, dass es Menschen bedarf, die sich mit Begeisterung und Leidenschaft der Herausforderung stellen, alte historische Gebäude zu sanieren. Der Aufwand mag größer sein als beim Bau eines gewöhnlichen Einfamilienhauses, aber die Belohnung und der entstandene kulturelle Wert sind es mehr als wert!

Viele der anwesenden Eigentümer solcher Hofanlagen haben ein großes Interesse daran, sich weiter auszutauschen und zu vernetzen. Hier werden wir anknüpfen. Das Denkmalnetz Sachsen hat seine Unterstützung angeboten, die Vernetzung der Eigentümer zu befördern, denn Networking ist wichtig – es kann Türen öffnen und neue Möglichkeiten schaffen!

An dieser Stelle vielen Dank an alle Referenten und Teilnehmer für Ihren Beitrag zu dieser gelungenen Veranstaltung. Sie alle haben zu einem Erkenntnisgewinn beigetragen. Wir sind neugierig, was die Zukunft bringt und freuen uns darauf, Sie demnächst zu einem neuen spannenden Thementag wiederzusehen.

Die auch für uns sehr inspirierende Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit dem Denkmalnetz Sachsen und dem Zentrum für Baukultur unter der Federführung der Region Schönburger Land organisiert. Einzelne Vorträge werden in Kürze zum Download bereitstehen. Eindrucksvolle Momente zur Veranstaltung, professionell festgehalten von unserem Fotografen Hendrik Jattke, sind in unserer Fotogalerie zu besichtigen.

Das Team vom Regionalmanagement

der LEADER-Region Schönburger Land

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