Franziska Kunz ist Mutter von 2 Kindern und wohnt mit ihrer Familie in Waldsachsen einem Ortsteil von Meerane. Sie ist Geschäftsführerin der Firma Kistler Instrumente GmbH in Meerane. Die Mutterfirma ist Weltmarktführer für dynamische Messtechnik zur Erfassung von Druck, Kraft, Drehmoment und Beschleunigung. Auftraggeber kommen aus der Automobilindustrie (BMW, Porsche) aber auch für die Schifffahrt werden Instrumente hier am Standort gefertigt. Die Niederlassung ist selbst ein expandierendes Unternehmen, das auch wieder aktuell neue MitarbeiterInnen zur Verstärkung ihres Teams sucht. Informationen dazu finden Sie hier >>>>
- Frau Kunz, Sie sind Mitglied im Koordinierungskreis der Lokalen Aktionsgruppe der LEADER-Region Schönburger Land und arbeiten im Arbeitskreis Wirtschaft mit. War Ihnen LEADER, bereits bevor Sie hier mitwirkten, bekannt?
Das LEADER Programm war für mich dadurch bekannt, dass mein Mann sich mit Fördermitteln beschäftigte und fachlich gut auskannte.
Wir sind vor sechs Jahren nach Waldsachsen gezogen und wurden im Übrigen von der Dorfgemeinschaft herzlich aufgenommen. Es stellten sich allerdings damals schon Fragen, warum es hier keinen Kinderspielplatz, keinen Hofladen oder sowas wie einen Elternkreis gibt, wo sich die Leute einmal treffen können. Einer unserer ersten Ideen war, wie man unser kleines Dorf Waldsachsen vielleicht über dieses LEADER-Förderprogramm verschönern könnte. Leider ließ sich die Bürgerschaft nicht richtig mobilisieren, um die Fördermöglichkeiten für solche Maßnahmen dann in Gänze zu beantragen. Wir selbst hatten kein altes Haus, was wir sanieren mussten und haben als Privatpersonen somit keine Anträge gestellt.
- Wie lassen sich aus Ihrer Sicht mehr Private (Bewohner, Unternehmer, Vereine) mobilisieren? Welche Ansprache wird benötigt?
Ich glaube, dass es in unserer Region eine engagierte Bürgerschaft gibt, aber diese benötigt eine gezielte Ansprache. Das erste Problem ist, wenn die BürgerInnen den Begriff „LEADER“ lesen oder hören, ist es einfach zu abstrakt. Viele können mit der Terminologie wie auch z.B. Koordinierungskreis, LES, etc. oder auch der Region „Schönburger Land“ nichts anfangen. Ebenso ist die Veröffentlichung bei uns im „Meeraner Blatt“ zwar fachlich erläutert, aber hier wäre, wie schon gesagt, eine etwas verständlichere Ansprache eher hilfreich.
Die Botschaft könnte doch besser lauten: Mach was aus deinem Hof oder deiner Wohnung und dafür kannst du im Rahmen von Fördermöglichkeiten Zuschüsse bekommen. Das sollte vielleicht besser in den Fokus gerückt werden, denn das Lesen doch die Leute dort draußen. Unsere Vorhaben, die wir genehmigt haben und jetzt umgesetzt worden sind, sollten deshalb mehr beworben sowie in den Fokus gerückt werden und zwar als Best-Practice-Beispiele aus unserer Region – als Vorbild für andere.
Natürlich gibt es dann den zu stellenden Antrag und die ganzen Parameter, die formal damit zusammenhängen. Insbesondere die Komplexität des Fördermittelantrages kann man im Rahmen der Beratungsgespräche mit dem Regionalmanagements klären.
- Was kann das Regionalmanagement für eine stärkere Vermittlung der Möglichkeiten des LEADER-Programms tun und was die Gemeinde?
Ich stelle fest, dass wir vieles Positives bewegt haben. Am Anfang des Programms hatte ich selbst noch keine richtige Vorstellung davon. Inzwischen kann man allerdings feststellen, dass doch vieles in unserer Region umgesetzt wurde. Gleichermaßen haben die Projekte eine gute Qualität. Was doch überraschte, ist sicherlich die Tatsache, dass immer noch relativ wenige Anträge eingereicht werden. Da hätte ich mehr erwartet. Aber hier kommen wir sicherlich auf den Aspekt zurück, dass das Programm und die Möglichkeiten, die es bietet, zu wenig bekannt sind.
Hier sollten wir zukünftig offensiver herangehen und zum Beispiel gut frequentierte Informationspunkte, wie Bürgerbüros, Banken und Sparkassen mit entsprechenden Informationsmaterial und Plakaten ausstatten und somit ein breiteres Publikum ansprechen. Das aktuelle Projekt der Hochzeitskapelle in Callenberg zeigt zudem exemplarisch: Hier hatte jemand eine Geschäftsidee und hat sie mit vorhandenen Fördermöglichkeiten realisiert. Eigentlich ist das doch eine wunderbare Sache. Also könnte es doch lauten: Wenn auch du eine Geschäftsidee besitzt, sprich doch mit dem zuständigen Regionalmanagement und lass diese prüfen, ob sie sich mit einer Förderung realisieren lässt.
Auch fehlt viel die zielgruppenspezifische Wortwahl – eine stärkere visuelle Verdeutlichung und einfachere, kürzere Texte wären hier wünschenswert.
In diesem Kontext sollte man nicht vergessen, dass die Bürger ihre eigene Grundinitiative mitbringen müssen. Erst danach kann der Schritt erfolgen, seine Ideen beim Regionalmanagement vorzutragen, um dann gemeinsam Fördermöglichkeiten zu prüfen.
- Was würden sie sich für den kommenden Ablauf des LEADER-Prozesses wünschen bzw. was wäre für Sie wünschenswert für die Zukunft?
Die bisherigen Erfahrungen, die ich insbesondere aus den Arbeitskreisen mitnehmen konnte sind die, dass alles insbesondere die Vorbereitungen zu den Meetings sehr gut strukturiert sind. Somit können wir alle doch schnell Entscheidungen treffen. Die Diskussionen in den Gruppen sind ebenso effizient. Die Arbeiten vom Regionalmanagement würde ich als sehr gut einstufen.
Ich könnte mir auch vorstellen, ihrer Idee folgend, ein gemeinsames Meeting oder Brainstorming mit den Gremien unserer Lokale Aktionsgruppe durchzuführen, um über die Zukunft unserer Region nachzudenken, sich mit ihr auseinandersetzen und wie sie phantasievoll gestaltet werden kann. Dabei sollte es für uns alle darum gehen, die Zukunft zu managen und die Region perspektivisch nach vorn zu bringen. Damit würden wir uns ebenso etwas über die reine Antragsentscheidung, die wir in der Rolle als Lokale Aktionsgruppe wahrnehmen, hinaus auseinandersetzen und uns selbst mit dem spannenden Thema: Wo will unsere Region denn z.B. im Jahre 2030 hin, einmal intensiv beschäftigen.
Frau Kunz vielen Dank für das nette, offene Gespräch und ebenso für den Einblick, den wir im Rahmen der interessanten Betriebsführung in ihrer modernen Produktionsstätte gewinnen konnten.
Wir wünschen Ihnen und Ihrem Team weiterhin viel Erfolg.