Autorin: Judith Matzke, Direktorin Universitätsarchiv TU Dresden !
Die Stadt Waldenburg ehrt in diesem Jahr mit der Ausstellung und Publikation „Bürgerstolz?!“ ihre Bürgermeister seit 1487. Sie gibt damit Einblicke in über 500 Jahre Geschichte der Residenz- und Töpferstadt sowie ihre prägenden Themen und Persönlichkeiten. Neben jenen (bislang ausnahmslos) Männern, die die Geschicke Waldenburgs lenkten, gab es mindestens einen gebürtigen Waldenburger, der nicht nur ein, sondern sogar zwei Bürgermeisterämter in anderen Städten bekleidete: Ottokar Dörffel (1818-1906).
Der Lebensweg Ottokar Dörffels könnte kaum kontrastreicher sein, denn neben dem Bürgermeisteramt im nahen Glauchau in der bewegten Zeit der Revolution von 1848/49 versah er diese Funktion in den 1870er-Jahren auch in der brasilianischen Stadt Joinville. Was verschlug den gebürtigen Waldenburger nach Brasilien? Was verband ihn nach seiner Auswanderung noch mit den Schönburgischen Herrschaften? Und was hat uns das Schicksal des Ehepaars Dörffel in Zeiten globaler Wanderungsbewegungen des 21. Jahrhunderts und ihren Herausforderungen für Migrierende wie Herkunfts- und Zielregionen heute zu sagen?
Zu diesen Fragen ist in den letzten Jahren intensiv geforscht worden. Neben der Untersuchung des Einzelschicksals von Ida und Ottokar Dörffel können auch Verbindungen zur den Schönburgischen Herrschaften und der Entwicklung ihrer Städte im 19. Jahrhundert aufgezeigt werden, alles aus der Distanz des fernen Brasilien. Ein Leben in Brasilien war Ottokar Dörffel, als er 1818 in Waldenburg geboren wurde, keinesfalls in die Wiege gelegt. Und auch er selbst, der ein Leben lang sehr heimatverbunden blieb, wird dies ohne die politischen Entwicklungen der Revolution von 1848/49 nicht in Erwägung gezogen haben. Dörffel wurde als Sohn des schönburgischen Kammerrats August Friedrich Dörffel (1788-1847) geboren und hatte schon früh Zugang zu den höfischen Kreisen Waldenburgs.
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